Herbsttour 2013 – Tag 4

01.11.2013 (Wernigerode-Höxter)

Abends war noch ein wenig Helloween-Trubel vernehmbar, danach aber erholsame Ruhe. Ich habe wieder sehr gut geschlafen. Nach der Morgentoilette gehe ich fast als erster an das Frühstücksbuffet. Ähnlich, wie schon am Abend, lässt auch dies keine Wünsche offen.
Gestärkt befreie ich das Rad aus dem Fahrradschuppen, in dem sich seit gestern zwei weitere Reiseräder dazugesellten. Zwei Mal muss ich zur vierten Etage des Gebäudes, da dort mein Zimmer war.

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08:38-Start in Wernigerode
Ich verabschiede mich von der Empfangsdame, heute Morgen eine andere, und mache mich auf den Weg.
Schon im Bike-Line sind zahlreiche Abschnitte, die der R1 mir heute bereiten würde, als unbefestigt oder schlecht befahrbar gekennzeichnet. Ich wähle daher Straßen. Viele Straßen, auch Bundesstraßen sind in dieser Gegend mit Radwegen, oder zumindest abgeteilten Radstreifen versehen. Sicher ist es ein wenig lästig, sich die Straße mit schnellen Autos oder LKW zu teilen, aber es klappt gut. Selbst dann, wenn es keinen extra Radweg gibt, halten ausnahmslos alle Fahrer gut ausreichenden Abstand, so dass ich mich zu keiner Zeit durch den Verkehr gefährdet sehe.
Nach einigen Kilometern sehe ich dann Schilder, die nach Holzminden weisen. Eigentlich hatte ich Höxter als Etappenziel nicht für möglich gehalten. Als ich aber die Entfernung von nur knapp über 60km auf dem Wegweiser lese, überschlage ich, dass ich in drei bis vier Stunden dort sein müsste. Ich folge den Schildern.

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Was nun kommt ist nicht besonders spannend, wenngleich sehr strapaziös. Ein stetes auf und ab begleitet mich auf der gesamten Strecke. Richtig freuen kann ich mich über die kurzen Gefällstrecken nicht, weil ich genau weiß, dass ich dadurch nur mühsam gewonnene Höhenmeter wieder zunichte fahre. Einen kurzen Moment später folgt stets die nächste andauernde Steigung. Spass macht das nicht. Mir wird von Kilometer zu Kilometer bewusster, dass das Rennrad nicht für solche Reisen mit schwerem Gepäck gemacht ist. Es fehlen schlicht die kleinen Übersetzungen, mit denen man langsam, aber doch recht locker die Steigungen hinauf kurbeln kann. Bedingt durch die vergleichsweise lange Anfangsübersetzung muss ich mich wirklich jeden Berg mit unangenehm langsamer Trittfrequenz hinauf kämpfen. Ich hoffe, das wird demnächst mit dem neuen Reiserad besser…
Ein Wegweiser lenkt mich nach links und weist darauf hin, dass Holzminden nur noch 19 Kilometer in der Ferne liegt. Das hört sich gut an – etwa eine Stunde noch. So zumindest meine Vermutung. Ich verlasse den Ort und sehe …. natürlich, wieder eine Steigung. Dieses Mal aber heftiger und soweit man schauen kann. Das macht heute keinen Spaß!
Ich wuchte die Kurbel Umdrehung für Umdrehung herum und kämpfe mich so langsam die Steigung hinauf, als ich plötzlich weit oben, noch viel höher, als ich es bislang sah, einen LKW fahren sehe, der mich gerade noch überholte. Ich könnte mir den Finger in den Hals stecken. So ein Tag macht wirklich gar keinen Spaß. Zum Überfluss setzt auch noch leichter Nieselregen ein. Nun gut, denke ich, ein Motor braucht ja auch Kühlung…
Als ich mich so die Steigung hinauf quäle, sehe ich am Wegesrand ein altes Steinkreuz stehen. Im Vorbeifahren lese ich darauf das Wort „GEDULD“. Na das passt ja mal – ob das Kreuz speziell für solche, wie mich hier aufgestellt wurde?
Zwei auf und ab’s später treffe ich dann endlich in Holzminden ein. Aus der Veranschlagten Stunde sind nun fast derer zwei geworden. Hier zumindest kenne ich mich noch aus. Letzte Woche kam ich auch hier entlang. Ich fahre also wieder entlang der Weser in Richtung Höxter. Das sind von hier aus noch etwa dreizehn Kilometer. Obwohl die Strecke entlang dem Fluss naturgemäß nahezu keine Steigung aufweist, habe ich hier echte Probleme. Ich bin wirklich platt. Auf gerader Strecke fahre ich lediglich mit 14-17km/h und muss selbst dabei noch vereinzelte Tretpausen einlegen.
In Höxter angekommen, muss für das erfolgreiche Erreichen der Jugendherberge ja noch der Berg dorthin bezwungen werden. Ich setze an, schaffe auch noch ein ganzes Stück, muss dann aber doch kapitulieren und steige ab. Schiebend „bezwinge“ ich die letzten 300 Meter.
Erschöpft melde ich mich in der Jugendherberge an, beziehe mein Zimmer und gehe sofort unter die Dusche. Betont lang und warm genieße ich die wärmende Dusche, trinke eine Flasche Wasser nahezu in einem Zug und lege mich noch für eine halbe Stunde auf’s Bett. Dann gibt es endlich Abendbrot. Wie schon letzte Woche, gibt es auch dieses Mal nichts zu beanstanden. Heute steht Reis mit Tomatensauce und kleine gebratene Frikadellen bereit. Als Nachtisch gibt es dann noch sehr leckeren Karamelpudding.
Als letztes hänge ich noch Telefon und Fahrradcomputer an das Ladegerät. Zwei kleine Flaschen Bier später knipse ich das Licht aus schließe die Augen.

Tages-km: 142,33km
Gesamt km: 485,68km
Fahrzeit: 07h 30min
VØ: 19km/h
Gesamt-Fahrzeit: 24h 44min
Aufstieg: 1236Hm
Gesamt-Aufstieg: 3759Hm

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