Herbsttour 2013 – Tag 5

02.11.2013 (Höxter-Brilon)

Heute Nacht werde ich erstmals einige Male wach. Weniger Bedenken wegen dem kommenden Tag, vielmehr die Erschöpfung machen mir offenbar zu schaffen. Der Puls ist deutlich schneller, als gewohnt. Am Morgen bin ich trotzdem einigermaßen ausgeschlafen. Ich packe meine Taschen schon zusammen und ziehe das Bett ab, bevor ich zum Frühstück gehe. Hier nehme ich mir zwei Brötchen und einige Scheiben Brot mit reichlich Aufschnitt, Käse und Marmelade. Hört sich bunt gemischt an, ist es auch, hat aber trotzdem geschmeckt.
Nachdem das Rad wieder beladen ist, spreche ich beim auschecken noch mit der Herbergsdame über meine heutige Etappe. Zufällig wählte ich für heute eine Strecke, die sowohl an ihrer heutigen Bleibe, als auch, in einem anderen Ort, an ihrem Geburtshaus vorbei führt. Zufälle gibt’s…
Sie sagt mir aber auch in einem Nebensatz, dass ich mir ja schon eine recht hügelige Strecke ausgesucht hätte. Das war eine Äußerung, die ich jetzt gerade nicht brauchte. Nun, es ändert nichts, irgendwie muss ich ja weiter kommen.

08:53-Start in Höxter
Bei leichtem Regen starte ich in meine heutige Etappe. Ich spüre die schlappen Beine noch, aber bei weitem nicht mehr so, wie noch gestern Abend. Ein wenig Bedenken hatte ich diesbezüglich ja schon …
Aber Recht hatte sie, meine Herbergsdame. Hügelig ist es heute wirklich. Immer wieder hoch und runter geht es von Ort zu Ort. Der Ort selbst liegt jeweils auf einer Anhöhe und zwischen den Orten „darf“ ich jedes Mal wieder einen kleinen Moment bergab fahren. Wirklich freuen kann mich das nicht, weil man schon den nächsten Hügel sieht.
Dann komme ich wieder auf die mir bereits bekannte Strecke Richtung Scherfede. Eigentlich hatte ich angedacht in der Scherfeder Raststätte ein „Scherfeder Schnitzel“ zu bestellen. Das ist ein Schnitzel mit Spiegeleiern, Pommes und Salat. Schon oft haben wir bei der Durchreise an diesem kleinen Rasthof eine Pause eingelegt. Scheinbar hat das Imbisslokal jedoch aufgegeben. Alle Fenster sind dunkel und auch im Schaukasten an der Wand hängt keine Speisekarte mehr, sehr schade!
Ich fahre also weiter. In Bredelar muss ich dann nach rechts in Richtung Brilon abbiegen. Ich kenne die Strecke und weiß, dass mich hier noch einmal eine anspruchsvolle Steigung erwartet. Direkt an dem Abzweig entdecke ich einen Imbiss, dem ich deshalb spontan einen Besuch abstatte. Ein leckeres Jägerschnitzel wird für mich zubereitet und ein alkoholfreies Weizen dazugestellt. Der Inhaber klagt sein Leid. Im Ort tut sich nichts mehr und die Stadtverwaltung würde sich kaum um diejenigen kümmern, die noch dafür sorgen, dass etwas Geld in die Kassen gespült wird. Wachsende Leerstände von Gewerbebetrieben und Geschäften seien die Folge. Ein Problem, das es wohl in vielen Gegenden gibt. Im weiteren Gespräch erinnert er sich dann daran, dass ich bereits letzte Woche hier durch den Ort gefahren bin. Zufällig muss er wohl gerade aus dem Fenster geschaut haben, als ich letzten Samstag an dieser Kreuzung in Richtung Marsberg abbog. Es ist immer wieder interessant, welche Zufälle so zustande kommen. Wir müssen schmunzeln. Als ich dann losfahre, wünscht mir der Wirt noch eine gute weitere Fahrt. Es sind jetzt nur noch knapp 15 Kilometer bis zu meinem heutigen Etappenziel in Brilon Thüren. Diese paar Kilometer müssen aber noch einmal richtig erarbeitet werden. Schon direkt nach dem Verlassen des Ortes geht es mit einer, noch harmlosen Steigung los. Die jedoch zieht sich in die Länge. Endlich geschafft, werden die mühsam erkämpften Höhenmeter kurze Zeit später gleich wieder zerstört, indem es kurz bergab geht. Schwung holen für die nächste Steigung. Dieses Mal heftiger und länger. Eine viele Meter hohe Metallskulptur, die auf einen Steinbruch der Rheinkalk Eifel-Sauerland GmbH hinweist lässt sich lange Zeit bestaunen. Ein Eisenmann mit Schaufel „arbeitet“ hier Tagaus Tagein auf dem Berg. Ich arbeite auch, damit ich endlich diesen letzten Berg für heute bezwinge – „GEDULD“ kommt es mir wieder in den Sinn und es trampelt sich schon leichter. Na ja, vielleicht auch nur NOCH langsamer …
Irgendwann ist diese Steigung auf der B7 dann auch geschafft und einige Meter später darf ich dann auch schon nach rechts abbiegen. Ein Wegweiser weist auf den Ortsteil Thüren hin. Hier rolle ich langsam hinunter in den Ort. Eile habe ich heute keine mehr. Es ist noch recht früher Nachmittag und ich komme heute mit der Tageszeit nicht mehr in Konflikt. Im Ort frage ich eine Frau nach dem Weg und wenige Minuten später klingele ich dann auch schon, wie angekündigt, bei Freunden.
Seit Jahren sehen wir uns heute das erste Mal wieder. Früher waren wir viel miteinander unterwegs, als wir noch unseren Wohnmobil-LKW hatten. Die heute besuchte Familie hatte zu dieser Zeit einen ehemaligen Bus, den sie zum Wohnmobil ausbauten. Als Familie mit fünf Kindern braucht man halt etwas mehr Platz. Es gibt heute Abend auf jeden Fall viel zu erzählen. Zum Abend bekomme ich am Tisch, zusammen mit der Familie, einen wunderbar schmeckenden Spießbraten serviert. Dann erzählen wir noch eine Weile und schauen uns viele Fotos von früher an. Irgendwann fallen mir dann aber fast die Augen zu und ich verabschiede mich in mein heutiges Nachtlager. Extra für mich räumte ein Familienmitglied das Zimmer, um mir eine Bleibe zu ermöglichen. Vielen Dank dafür!
Im Bett schaue ich noch einmal auf die Wetterprognose für morgen. Sehr vielversprechend schaut das nicht aus. Starkregen ist vorausgesagt mit Wind (26km/h) aus Südwest (genau da muss ich morgen hin) mit Sturmböen der Stärke 8-9 Bft. Das mag mir noch einmal etwas geben …

Tages-km: 78,96km
Gesamt km: 564,64km
Fahrzeit: 04h 57min
VØ: 15,9km/h
Gesamt-Fahrzeit: 29h 41min
Aufstieg: 887Hm
Gesamt-Aufstieg: 4646Hm

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